viernes, 11 de marzo de 2011

Der Krieg in Libyen ist kein Bürgerkrieg sondern der Versuch einer Befreiung

In Libyen scheut der Machthaber Gaddafi mit seinem Klan um den Erhalt der Selbstherrschaft nicht davor zurück, die Bürger seines Landes kaltblütig ermorden zu lassen. Aufgrund dieser eindeutigen Kräftekonstellation halte ich den Gebrauch des Begriffs „Bürgerkrieg“ für höchst irreführend. Während auf der einen Seite Gaddafi und seine Regierungstruppen mit Hilfe von ausländischen Söldnern um die Saturierung der Macht kämpfen, fordert das protestierende und kämpfende Volk ein Ende des Repressionssystems und eine neue Verteilung von Macht, Einfluss und Anerkennung.
In einem Bürgerkrieg hingegen treten feindselige inländische Gruppen (Bürger) gegeneinander an, wie sich mit unzähligen historischen und aktuellen Beispielen belegen lässt (Jugoslawienkrieg, spanischer Bürgerkrieg). Doch was folgt aus dieser Fehlinterpretation der libyschen Revolte als eines Bürgerkriegs? Man setzt stillschweigend voraus, dass das Volk grundsätzlich in beide Richtungen zu mobilisieren ist und damit ebenso gut für den Erhalt der Macht des Gaddafi-Regimes eintreten, wie den Befreiungskampf fortsetzen könnte. Der Begriff Bürgerkrieg legt sogar nahe, dass die Lager bereits auf diese Weise gespalten sind. Der Erfolg der Bewegungen in den arabischen Ländern rührt jedoch daher, dass die Gründe der Rebellion von vielen Menschen verstanden und als richtig erkannt werden.

(Erschienen in der Süddeutschen Zeitung)