viernes, 17 de abril de 2009


Zwei Routen durchs Paradies


Kuba – weit mehr als Traumstrände, Salsa, Rum und Zigarren. Jenseits der Klischees eine tropische Insel, die es zu bereisen lohnt. Auf eigene Faust erkundet offenbart die Insel ihren ganz eigenen Charakter. Da Kuba seit der sozialen und ökonomischen Krise in den 90er Jahren über zwei Währungen verfügt, ist eine solche Reise garantiert ein abwechslungsreiches Unterfangen.

 

Reisevorbereitungen

Das lokale Währungssystem hat seine Tücken. Zunächst einmal sei angemerkt, dass die englischsprechenden Kubaner des Öfteren behaupten, die Touristen müssten allgemein in der konvertiblen Währung CUC bezahlen. Dies stimmt nicht ganz, jedoch gibt es mancherorts zwei Speisekarten oder Qualitätsunterschiede, je nachdem, in welcher Währung bezahlt wird. Dass die ökonomische Situation auf der Insel auch heute noch angespannt ist, sollte ein Reisender bei eventuellen Ärgernissen nicht aus den Augen verlieren. Nichtsdestotrotz verhilft eine sorgfältige Reisevorbereitung dazu, nicht oder kaum übers Ohr gehauen zu werden. Kuba zu bereisen ist eine Erfahrung, die bleibt. Wie weit der Tourist in die Feinheiten der Kultur eindringen will, kann er nach der Lektüre zweier Reisearten selbst entscheiden.



Route 1: Geeignet für gestresste, nach Entspannung suchende Individualtouristen (Voraussetzung: Spendierfreudigkeit)


Ankunft in Havanna

Am nach dem bekanntesten Nationalhelden benannten internationalen Flughafen José Martí stehen Taxen bereit, die Touristen für 25 CUC zu ihrer Unterkunft bringen.

Tag und Nacht in Havanna

Havanna ist historisch, mancher Einheimischer bezeichnet die Stadt als hysterisch. Wer die geschichtsträchtigen, ruhigen Orte vorzieht, ist im Hotel Habana Libre genau richtig. Auf den Gängen werden noch heute die Brandflecken der auf dem Teppich ausgedrückten Zigarren von Fidel und Ché bewundert. Über dem Pool, der von Besuchern des Hotels für 5 CUC genutzt werden kann, kann man auf dem Rücken schwimmend den kreisenden Adlern zusehen und die beste Luft der Stadt atmen. Im Erdgeschoss befinden sich Tourismusagenturen, die Rundreisen, Hotelreservierungen und Taxitransporte anbieten. Im letzten Stockwerk des Hotels bietet sich dem tanzfreudigen Publikum nachts ein grandioser Ausblick über die Dächer der Perle der Karibik (10 CUC).

Wer sich vor der schwülen Hitze nicht beirren lässt, sollte einen Spaziergang durchs Vedado, den zuletzt erbauten der kolonialen Viertel machen. Bis zu den Villen in Miramar ist es ein längerer Fußmarsch, doch Bauernmärkte, paladares (privat geführte Restaurants) und schattige Parks machen den Spaziergang zu einem runden Ausflug. In der anderen Richtung geht es den Malecon entlang zur Altstadt. Habana Vieja ist Weltkulturerbe der UNESCO. Um die Kolonialhäuser vor dem bereits weit vorangeschrittenen Verfall Einhalt zu bieten, wird internationale Hilfe gerne in Anspruch genommen. Habana Vieja ist Havannas touristische Zone Nummer eins, deshalb ist hier Vorsicht vor Schleppern geboten. Die sog. Jineteros zeigen zwar den Neuankömmlingen ihre historische Stadt doch die Ausgaben für ihr leibliches Wohl und die Taxifahrten, rechtfertigen kaum ihre Dienste.

In östlicher Richtung geht es zu den Traumstränden Playas del Este und nach Cojimar, wo einst Ernest Hemmingway residierte. Die Strände waren vor dem Triumph der Revolution Ausflugsorte für die US- amerikanischen Gäste, die das Land mit Kasinoturismus, Bodenspekulation und Prostitution im Griff hatten. Taxen ans Meer warten vor dem Capitolio, das Fremde manchmal an das gleichnamige Gebäude in Washington erinnert.

Das Busunternehmen Viazul bietet komfortable Reisebusse in alle Provinzhauptstädte für selbstorganisierte Fahrten. Da die Pläne im Internet nicht stimmen und in Havanna niemand das Telefon abhebt, sollte man auch dort in eine Tourismusagentur gehen und nach den Abfahrtszeiten fragen. Wen es nicht ins europäisierte Varadero mit den kilometerlangen weißen Stränden und All- Inclusive- Hotels zieht, der trifft auch in der Provinz Piñar del Rio und besonders im Tal Viñales auf englischsprachige Kubaner, die Pferde, Kutschen und Rinderfuhrwerke in Bewegung setzen, um den Touristen die zahlreichen Höhlen und Felsengänge im romantischen Tal zu zeigen.

 

Route 2: Geeignet für abendteuerlustige, bereits entspannte Reisende (Voraussetzung: gute Spanischkenntnisse, Gelassenheit)



Spanisch sprechende Reisende können die Taxifahrt vom Flughaften ins Zentrum bis auf 10 CUC herunterhandeln. Sie dürfen jedoch nichts sagen, wenn andere Mitreisende mehr zahlen müssen. Ein Low- Budged- Trip durch Kuba beginnt typischerweise an einer sog. Cadeca (Casa de Cambio – Wechselstube). Nachdem der Euro zunächst in CUC, den konvertiblen Peso getauscht wurde, wird ein Teilbetrag weiter in moneda nacional gewechselt. Der CUC entspricht etwa dem Wert des US- amerikanischen Dollars bzw. 25 Pesos in nationaler Währung. Für diesen Betrag bekommt man z. B. zwei Pizzen und fünf Erfrischungsgetränke, zweieinhalb Taxifahrten in einem Oldtimer durch Havanna, oder 25- 50 einfache Fahrten im Bus, dem sog. guagua.

Übernachtung

 Legale Casas Particulares kosten in Havanna um die 20 Euro pro Nacht (Doppelzimmer mit Frühstück). Bei längeren Aufenaälten lassen die casa- Besitzer mit sich handeln. Vor illegal Vermietenden sei hier gewarnt, da keine Sicherheit für Gepäck übernommen wird und auch die Behörden nicht wissen können, wo die Touristen untergebracht sind.

Essen und Trinken

 Für moneda nacional bekommt man in ganz Kuba Pizzen, Hamburger und pan con perro (Brot mit Hund). Ebenso aber gibt es eineRreihe an staatlichen Restaurants, wo man für ein Menü nicht mehr als 80 Peso bezahlen sollte. Auch Rum, regionales Bier und Limonade gibt es an fast jeder Ecke. Vorsicht ist bloß an den Straßenständen geboten, da das Wasser meist nicht abgekocht (hervido) wird. Das Café G, gelegen im Vedado zwischen Calle G und 23, verkauft bis abends koffeinhaltige Getränke sowie Bier, Limonade und einen leichten Mojito. Die beste Eiskrem bei Coppelia. Sonntags beträgt die Wartezeit auf den Einlass ins Café mind. 3 Stunden, wochentags bekommt man mit Glück bereits nach 30 Minuten einen riesigen Eisbecher für ein paar Pesos.

Transport

 Havanna ist die einzige Stadt, wo man die Taxifahrer fragt, wohin sie fahren. Wenn sie in die gewünschte Richtung fahren, zahlt man für den Service nur 10 Peso bzw. 50 centavos (100 centavos = 1 CUC). Mit der sog. maquina, meist ein Oldtimer, kann man beispielsweise die Straße Neptuno von Habana Vieja über Habana Centro bis nach Vedado (Copelia oder Linea) entlang fahren und am gewünschten Ziel aussteigen.

Einen Bustransport direkt zum Strand gibt es nicht, doch der guagua Nr. 400 hält vor dem Bahnhof (Terminal de Ferrocarril). An dieser Stelle eine kurze Einführung ins Busfahren: Kubaner warten selten in einer Schlange. Der Brauch ist, laut nach dem letzten Wartenden zu rufen. Die Schlangen haben ihre Regeln. So hat man zu fragen: Entschuldigen sie bitte, wer ist der letzte in der Reihe für die Strecke des Bus Nr. 400 (Permiso, quíen es la última persona de la cola de la routa de la cuadrociento)? Genauso kann man aber auch sagen: Cuadrociento! Wenn der Bus angekommt, reiht man sich in die Schlange ein.

Habana pega (Havanna klebt)

Havanna kann man in drei Tagen überfliegen oder in drei Jahren kennenlernen. Viele Kubaner kennen selbst nicht das Innere ihrer Insel und freuen sich über Reiseeinladungen. Wen es aus Havanna heraus zieht, der sei gen Südosten geschickt, ins Innere (Interior) der Insel. Wiederum gibt es zwei Möglichkeiten zu reisen und zu rasten.

Von Havanna losreis(s)en: Per Anhalter fahren heißt in Cuba „cojer botella“ (in etwa: die Flasche nehmen). Aus Havanna heraus zu kommen ist allerdings nicht ganz einfach. Deshalb am Besten an der Omnibusstation des Busunternehmens „Astro“ (nahe Plaza de la Revolución) mit einem privaten Taxi fahren. Außerhalb der Provinz Ciudad de la Habana finden sich am Rande jeder Stadt sowie an den Provinzgrenzen dann Punkte, die „amarillos“ genannt werden. Der Name „die Gelben“ beruht auf der Farbe der Uniformierten, welche am Straßenrand staatliche Autos stoppen, um die Wartenden Fahrgäste für einen geringen Preis unterzubringen. Meist fährt man jedoch im camion,  einem sehr vollen Lastwagen. Diese Fahrt ist zwar nichts für schwache Nerven oder Mägen, lustig kann es aber werden, wenn Rumflaschen herumgereicht werden, oder ein Fahrgast kurzerhand eines seiner Hühner an seinen Nachbarn verleiht.

 

Eine Traumroute nach Realistengeschmack:

1. Tag: La Habana Ziel: Cienfuegos Stadt (330km)

Cienfuegos war während der Kolonialzeit eine französische Siedlung. Der große Hafen hat bis heute eine ökonomische Bedeutung für den Export von Nickel, Industriegütern und Zitrusfrüchten. Die Stadt ist im nationalen Vergleich konkurrenzlos die sauberste, was den Stolz der Bewohner beschwört. In Cienfuegos gibt es einige der besten nationalen Zauberer, bei denen das Geld wieder in die Tasche des Besitzers wandert. Ansonsten sei vor den Schleppern gewarnt, die sich u. a. als Familienmitglieder von im Voraus reservierten casas ausgeben. Also besser zur vorgeblich bereits gebuchten casa particular aufbrechen und dabei unauffällig nach dem Zeichen suchen. Selbst gesuchte casas sind deshalb günstiger, weil die Provision für den Schlepper entfällt. Die Stadtneuigkeiten erfährt man am besten bei einem vom Vermieter servierten sehr süßen subventionierten Café.

 

Im Schlendergang lässt sich das im Schachbrettmuster gebaute Zentrum der Provinzhauptstadt in gut 15 Minuten durchqueren. An der Küstenpromenade warten Kutschen (coches), die für ein paar Peso bis zum Aussichtspunkt der stillen Bucht fahren, die den Blick auf die Festung Castillo de Jagua frei gibt. Hier gibt es günstige Fischrestaurants und nachts öffnen staatliche Tanzlokale. Für einen Ausflug zum Strand Punta Gorda lohnt es sich auf den guagua zu warten, der in der Nähe des Bahnhofs hält.

Von Cienfuegos nach Trinidad gelangt man über die malerische Küstenstraße. Die Fahrt zum 15 außerhalb von Cienfuegos gelegenen botanischen Garten zu unterbrechen, bietet einen anderen Blick auf den Reichtum der Insel. Hier wachsen ausschließlich endemische tropische Pflanzen, also Gewächse, die nur an diesem Ort vorkommen.

Trinidad bietet allen Anlass, einen Feiertag für die Musik einzulegen. Zahlreiche Son- und Salsa- Gruppen, Interpreten der Trova und Straßenmusiker, die dem Buena Vista Social Club Konkurrenz machen würden, spielen von früh bis spät in die Nacht.

Wer es bis Trinidad auf eigene Faust geschafft hat, wird auch den Oriente meistern. Wer bereits zu viel Zeit in den Städten verbracht hat, der kann auf dem Rückweg nach Havanna einen Zwischenstopp in der Studentenstadt Santa Clara einlegen. Mitten in der Provinz Villa Clara gelegen wird hier Ché Guevaras Beitrag zum Triumph der Revolution gehuldigt. In ganz Kuba schwören die Kinder bei ihrem wöchentlichen Appell, sein zu wollen, wie er, doch in Santa Clara hat Ché (so genannt wegen seines argentinischen Akzents) fast den Heiligenstatus. Nicht selten hängt sein Porträt Kopf an Kopf mit den Orishas, den afrokaribischen Heiligenfiguren in den Privathäusern. Der Ausflug zum Plaza de la Revolución ist eine Wanderung durch die meist schwüle Stadt, doch das Ziel lohnt sich. In einem Museum wird deutlich, dass Ché Guevara selbst seinem Anspruch sehr nahe kam, den er an den Neuen Menschen stellte. Ché arbeitete freiwillig, war erfolgreicher Sportler trotz seines Asthmaleidens und opferte sein Leben dem Wohl der kubanischen Nation.

Zurück in Havanna muss die Reiseerfahrung unbedingt noch mit den Einheimischen gefeiert werden. Zum Ausgehen (mit Tanzkenntnissen) bieten sich an:


Casa de la música

Der staatliche Tanzschuppen im Villenviertel Miramar ist besonders empfehlenswert. Die Einheimischen warten mit für kubanische Verhältnisse unüblicher Pünktlichkeit bereits um 17 Uhr vor den Türen.

1830

Ein besonderer Tipp für den Sonntag Abend in Havanna. Wer gerne unter freiem Himmel feiert, ist im 1830 richtig, einem Tanzclub, der weniger durch sein Ambiente als mehr durch die berühmte improvisierte Rueda de Casino bezaubert. Die Rueda ist eine Tanzformation in Kreisform. Ein Tänzer mit kräftiger Stimme sagt die Figuren an, die „ahora“ (jetzt) getanzt werden. Nicht alle Figuren sind so einsichtig wie „el tren“ (der Zug), bei dem die Tanzenden als Parade vorwärts und rückwärts laufen und hüpfen. Spätestens bei der Figur „confusión“ wird der Uhrzeigersinn gebrochen und wer zu viel Ron Collin getrunken hat, verliert dabei unter Umständen seine Partnerin. Die Bands im 1830 bringen selbst sitzende Zuschauer ins Schwitzen.

Hotel Florida

Wesentlich gediegener präsentieren sich die Räumlichkeiten des kolonialen Hotels Florida am westlichen Ende der Einkaufsstraße Calle Obispo (Habana Vieja). Täglich öffnet das Hotel um ca. 22 Uhr den Tanzsaal. Wenn auch die Band seit 3 Jahren keine Änderungen an ihrem Programm vornimmt, so lassen sich die Stammgäste keinesfalls etwas wie Langeweile anmerken. (Eintritt 5 CUC incl. 2 Cocktails)

 

Rückkehr zum Flughafen

 Der letzte Becher Coppelia- Eiskrem entschädigt für den frühen, tränenreichen Abschied aus Havanna und das Warten auf den Bus zum Flughafen. Als inzwischen erfahrener und sehr gelassener Kubareisender sitzt man mit zwei fremden Kindern auf dem Schoß und der Tasche einer dicken Kubanerin im hinteren Teil des Busses und wundert sich, bereits nach 45 Minuten an der Kreuzung zum Flughafen anzukommen. Dort muss dann nur noch ein Fahrrad oder Pferdewagen angehalten werden und der Fahrer davon überzeugt, dass man nicht das Land für immer verlassen will, sondern nur für einen Urlaub in die Heimat aufbricht, um von dort mehr Toilettenartikel, Sportschuhe und USB- Sticks mitzubringen.

 

Die Autorin Daniela Kälber arbeitet als freie (Video-) Journalistin und Soziologin dies und jenseits des Atlantiks und freut sich über Anfragen zu Kubareisen, Salsa und kulturellem Austausch.

 

 

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